Welpen an Gewitter gewöhnen: Wie wir junge Hunde an Extremwetter gewöhnen können 

Genau genommen findet bei Welpen zwischen der 3. und 14. Woche eine entscheidende Sozialisierungsphase statt. In dieser Zeit müssen sie so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, damit sie zu selbstbewussten erwachsenen Hunden heranwachsen – auch Gewitter spielen bei diesem Prozess eine wichtige Rolle. 

Blitze und die grollenden Geräusche von Gewittern können vor allem für junge Hunde ganz besonders erschreckend sein, aber keine Sorge: Unsere einfachen Tipps können den Trainingsstress so gering wie möglich halten und die Bindung mit Ihrem winzigen Fellknäuel noch verstärken. 

Wie sich Gewitter auf Hunde auswirken 

Hunde nehmen Geräusche und Gerüche mit einer deutlich höheren Frequenz wahr als wir. Wenn sie also den Blitzschlag oder das Donnergrollen in der Nähe hören, kann das für sie äußerst furchterregend sein. Hunde reagieren auch sehr empfindlich auf eine Reihe atmosphärischer Änderungen vor und nach Gewittern: Luftdruckänderungen, niederfrequentes Donnergrollen, das ein Gewitter ankündigt,⁵ sogar den Aufbau statischer Elektrizität. Das reicht aus, um bei einem Hund, der sich bereits vor Gewittern fürchtet, eine Angstreaktion auszulösen. 

Für Welpen bedeutet dies: Wie sie die ersten paar Mal ein Gewitter erleben, wird sie für den Rest ihres Lebens prägen. Welpen werden nicht mit der Angst vor Gewitter geboren, doch können sie leicht nach einigen negativen Erfahrungen eine Phobie entwickeln. Daher ist es wichtig, unser Training sorgfältig zu planen und auszuführen. 

Wie Sie Ihren Welpen auf Gewitter vorbereiten 

Natürlich kann man für das Training Ihres Welpen kein Gewitter simulieren, doch indem Sie ihn allen Eindrücken und Geräuschen, die Sie sich vorstellen können, aussetzen, können Sie bei Ihrem vierbeinigen Freund Vertrauen aufbauen.  

Denken Sie dabei im Prinzip an ein Konzept, das man als Desensibilisierung bezeichnet — spielen Sie Ihrem Welpen bei ruhigem Wetter eine Aufzeichnung von Blitzschlag und Donnergrollen vor und steigern Sie langsam die Lautstärke, damit er sich an die Sinneseindrücke gewöhnt⁸. Dies sollten Sie allerdings nur gemeinsam mit einem erfahrenen Hundetrainer durchführen. 

Ob Sie jetzt Ihren Welpen desensibilisieren oder nicht, Sie sollten ihm auf jeden Fall bei aufziehendem Gewitter einen sicheren Rückzugsort bieten. Dies schafft man am besten dort, wo sich Ihr Welpe bereits gerne versteckt (es kann sogar seine Transportbox sein), und sollte idealerweise mit seinem Lieblingsspielzeug und seiner Lieblingsdecke ausgestattet sein.  

Versuchen Sie, diesen Rückzugsort besonders kuschelig zu gestalten und viele positive Ablenkungen zu bieten. Dazu gehören Kauspielzeug, Leckerli oder Puzzlespielzeug. Sobald Ihr Welpe sicher im Versteck untergebracht ist, sollten Sie ihm Raum geben. 

Das bedeutet nicht, ihn zu ignorieren — es ist sogar sinnvoll, sich zwischen Ihrem Hundebaby und dem Ort, von dem das Geräusch ausgeht, zu platzieren, um eine Art Barriere zu schaffen. Doch wenn er sich verstecken will, dann sollten Sie seine Wünsche unbedingt respektieren. 

Versuchen Sie während dieses extremen Wetterereignisses abrupte Bewegungen zu vermeiden und Ihre Stimme ruhig zu halten. Stellen Sie keinen Augenkontakt her und beugen Sie sich nicht über den Welpen, da das als Bedrohung verstanden werden kann. Wenn er gestreichelt werden möchte, sind lange, beruhigende Streicheleinheiten am besten; vielleicht lassen Sie entspannende Musik laufen, um von den beängstigenden Geräuschen abzulenken⁹.  

Denke Sie daran: Die Erfahrung sollte so angenehm wie möglich sein. Wenn Welpen in dieser frühen Phase stressige Erfahrungen machen, werden sie sich daran erinnern und vielleicht sogar negative Assoziationen damit verbinden (es konnte beispielsweise beobachtet werden, dass viele erwachsene Hunde in Gegenwart anderer Hunde Angst bekommen oder aggressiv werden, weil ihre Besitzer sie angeschrien hatten, wenn sie im Park weggelaufen sind, um sich mit anderen Hunden anzufreunden). 

Sie müssen also mit Ihrem Welpen sanft umgehen und nicht bestrafen, wenn er bei einem Gewitter ein Verhalten zeigt, dass Sie als „schlecht“ betrachten (beispielsweise unrein werden oder etwas zerstören). Seien Sie geduldig, freundlich und stets konsequent.  

Wenn Sie alle diese Maßnahmen befolgen und Ihr Welpe trotzdem noch Angst hat, dann sollten Sie so schnell wie möglich eine kompetente Beratung einholen. Mit Ihrem Tierarzt können Sie alle Zweifel und Bedenken über Gewitter besprechen. In unserem Verzeichnis finden Sie einen Tierarzt in Ihrer Nähe. 

Die Vorteile 

Wenn Sie sich an diese grundlegenden Regeln halten, können Sie Ihrem Welpen eine gewisse Ruhe vermitteln, sodass er beim nächsten Gewitter schon weniger panisch reagiert.  

Sie könnten vielleicht sogar beobachten, wie er auch in anderen Situationen an Vertrauen gewinnt. Die Forschung zeigt, dass Hunde, die in einer Situation selbstbewusst sind, auch in anderen Situationen eher selbstsicher reagieren (dieses Phänomen wird als Generalisierung bezeichnet⁷). 

Durch sein Vertrauen in Sie als Bezugsperson schaffen Sie vor allem eine grundsolide Bindung – die allen Wetterlagen gewachsen ist. 

Zusammenfassung: Verhaltensregeln des Gewittertrainings 

Was man tun sollte: 

• Desensibilisieren Sie Ihren vierbeinigen Freund für alle Geräusche und Bilder, die Sie sich ausdenken können. 
• Stellen Sie einen Gewitterrückzugsort bereit. 
• Lassen Sie sich von einem Experten beraten, wenn Ihr Welpe Angst vor Gewitter hat. 
• Dämpfen Sie während eines Gewitters die Geräusche mit weißem Rauschen oder klassischer Musik. 
• Seien Sie vorausschauend und erwägen Sie eine Desensibilisierung mit Gewittergeräuschen.  
• Bleiben Sie selbst ruhig! 

Was man lassen sollte: 

• Bestrafen Sie keine Angstreaktionen. 
• Versuchen Sie nicht, Ihren Welpen zu überfordern, indem Sie ihn einem Gewitter aussetzen. 
• Ignorieren Sie keine Gewitterphobien (das Problem geht nicht von alleine weg). 
• Bei Gewittern nicht überreagieren (Ihr Hund wird Ihr eigenes Verhalten aufgreifen!). 

1. Howell, T. J., King, T., & Bennett, P. C. (2015). Puppy parties and beyond: the role of early age socialization practices on adult dog behavior. Veterinary Medicine (Auckland, N.Z.), 6, 143–153. https://doi.org/10.2147/VMRR.S62081 

2. Ang, C. (2022). The Accelerating Frequency of Extreme Weather. Visual Capitalist. https://www.visualcapitalist.com/the-accelerating-frequency-of-extreme-weather/ 

3. Baker, A. (2021). Severe storms from tropics reach Europe once every five years on average – new research. The Conversation. https://theconversation.com/severe-storms-from-tropics-reach-europe-once-every-five-years-on-average-new-research-159669 

4. Yongming Zhang, Qi Zhao, Wenyi Zhang Wo, Shanshan Li, Gongbo Chen, Zhihai Han, Yuming Guo (2017). Are hospital emergency department visits due to dog bites associated with ambient temperature? A time-series study in Beijing, China. Science of The Total Environment, 598, 71–77. 

5. Sashin, D. (2012). When Your Dog Is Afraid of Storms. FETCH by WebMD. https://pets.webmd.com/dogs/features/dog-storm-phobia 

6. VetWest. (n. d.). Helping Your Dog with Storm Phobia. VetWest. https://www.vetwest.com.au/pet-library/helping-your-dog-with-storm-phobia 

7. Sherman, B. L., & Mills, D. S. (2008). Canine anxieties and phobias: an update on separation anxiety and noise aversions. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 38 (5), 1081-1106. 

8. Horwitz, D., & Landsberg, G. (n. d.). Treating Fear of Storms and Fireworks in Dogs. VCA Animal Hospitals. https://vcahospitals.com/know-your-pet/treating-fear-of-storms-and-fireworks-in-dogs 

9. Driver. S. (2021). Dog Thunderstorm Anxiety: How to Help. American Kennel Club. https://www.akc.org/expert-advice/training/dog-scared-of-thunder/